Im neuen Licht sehen: die kreisenden Gedanken ablegen und den Groll. Neu sehen wie an einem Morgen nach Nebeltagen, an denen dich das Morgenrot überrascht mit seiner Schönheit.
Ich brauche freie Schreibzeiten, am besten täglich. Ich brauche Stille. Dann fügen sich die Puzzleteile meines Innern schrittweise zum Bild meiner Person.
Lange hatte ich angenommen, dass "rein sein" mit Makellosigkeit und Fehlerfreiheit zu tun hat. Heute entdecke ich es eher als einen Freiraum, der dem Unerwarteten Raum schenkt, um anzukommen. Fromm gesagt, der göttlichen Geistkraft die Tür offen hält.
Frei von Plänen und Sorgen und all den Gedanken - eine Ebene wie an der Nordsee,
Ruhezeit, scheinbar bewegungslos. Wie ein Muskel zieht sich etwas zusammen und danach dehnt es sich wieder aus. Auch wir brauchen Brachzeiten, in denen sich das Leben zurücknimmt in seiner Aktivität und seinem Schaffensdrang.
Fortan gehe ich mit Freude im Alltag die kleinen Wege bewusst: in den Keller, ins Obergeschoss, zum Bäcker, zum Briefkasten. Viele kleine Meditationszeiten ergeben sich, in denen ich "in mich gehe". So einfach kann Meditation im Alltag sein! Sie lehrt mich auch im übertragenen Sinne, einen Schritt nach dem anderen zu machen. So entgehe ich der Versuchung, alles auf einmal zu tun und werde mit Ruhe und Gegenwärtigkeit beschenkt- einer Quelle der Freude.
Der Faden wartet darauf, weitergewebt zu werden. Heute. Jenseits der Verirrungen und Krusten. Freundschaften wollen geknüpft werden. Arme warten auf unser Teilen des Reichtums, Kranke und Einsame auf unseren Besuch. Kommt, lasst uns gehen und horchen. Die Gottesquelle sprudelt.
Eine Frage beschäftigt mich seit Tagen. Ich möchte sie beantworten und spüre zugleich, dass die Zeit noch nicht reif ist. Die Bewegungen meiner Seele gehen auf und ab. Es ist wie auf einem Boot bei Wellengang.
Seit kurzem entdecke ich neu, was Geduld meinen kann:
Sie ist eine Schwester des Zorns über ungerechte Verhältnisse.
Geduld spannt den Bogen aus zur Hoffnung. Auch wenn ich nichts tun kann,- außer Spenden, Mithilfe für Geflüchtete-, ist Geduld eine passivaktive Haltung.