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zwei sehen mehr als eine

Beim Mittagessen erzähle ich meinem Mann begeistert von einem Chor, der neue Mitglieder sucht. Sie haben ein neues Chorstück auf dem Programm, das in einigen Monaten aufgeführt werden soll. Ich habe es mir eine Einspielung im Internet angehört, die mich anrührt. Spontan erwäge ich, dort mitzusingen. Ich singe so gerne!

Mein Mann hört sich meine Überlegungen schweigend an. Er versteht und kennt meine Begeisterung. „Erinnerst du dich noch, dass du schon einmal einen Chor verlassen hast?“ gibt er zu bedenken. Damals war mir das Zusatzprogramm mit Extraproben vor Aufführungen, Chor Wochenenden und Grillabenden zu viel.

 

Ich halte inne. Meine Begeisterung macht der Ernüchterung Platz. Jetzt treten die Hindernisse für mich in das Blickfeld. Sie geben der Begeisterung eine realistische Perspektive. Beides hat seine Berechtigung und Bedeutung: die Begeisterung und der Blick auf die Hürden.

 

Auch wenn mein Mann mich erstmal „runter geholt hat“ aus meiner Euphorie, bin ich ihm dankbar. Ich möchte eine tragfähige Entscheidung treffen, die länger als ein paar Wochen hält. Wir brauchen Menschen, denen wir vertrauen, die uns die Augen öffnen können. Bei Entscheidungen, bei Konflikten helfen sie uns, zu unterscheiden. Das ist hilfreich für uns selbst aber auch für unsere Mitmenschen, mit denen wir verbunden sind.

 

Manchmal brauchen wir jemand, dem wir einfach ins „Unreine“ unsere Überlegungen mitteilen, wenn wir vor einer Entscheidung stehen. Einen Menschen, der uns behutsam aber klar seine Wahrnehmung zur Verfügung stellt. Die Entscheidung haben wir allein zu treffen. Das Gespräch bereitet den Boden dafür.

 

 

Übrigens habe ich mir eine Aufnahme des Chorstücks in meiner Playlist gespeichert und singe nun beim Kochen mit.

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