Auf dem Weg entlang der Dorfstraße, am Rande unserer Wohnsiedlung, liegt eine verwilderte Obstwiese. Ihr Anblick rührt mich an, wenn ich an ihr vorbei radle oder gehe.
Sie ist eingefriedet mit einem verwitterten Holzzaun, dessen Latten von Sonne und Regen ausgeblichen sind in ein Grau wie das Fell eines alten Hundes. Die Zaunpfosten sehen aus, als seien sie mit der Hand geschnitzt, nach oben bilden sie ein kleine Krone, die in eine quaderförmige Spitze mündet.
Hinter dem Zaun sind Obstbäume gepflanzt: Birnen, Äpfel, Pflaumen. Sie sind in die Jahre gekommen, wild wachsend. Es scheint lange her, dass jemand sie in Form geschnitten hat.
Sie tragen Früchte, die aus dem Blattwerk hervorlugen, das die Kronen buschig umhüllt. Am Fuß der Baumstämme steht hüfthoch das Gras und überragt den Zaun mit seinen Rispen. Bei Wind streicheln die Gräser die Passanten.
Die Wiese strahlt eine große Ruhe aus. Sie liegt wie ein Niemandsland am Straßenrand, ein Fleckchen der Ruhe neben den geschotterten Vorgärten der Eigenheimbesitzer. Sie ist eine Oase der Nutzlosigkeit, auf der alles freigiebig wächst und da ist.
Oft verweile ich am Zaun und lasse meinen Blick auf dem Grün ruhen, das im Laufe der Jahreszeiten seine Tönung verändert. Ich freue mich am reifenden Obst - den kleinen Birnen, den sich rötenden Äpfeln. Dabei werde ich zum Teil des Bildes wie die Amsel, die auf einem Ast, der sich herüberneigt, singt. Und mein Herz singt dankbar mit, bevor ich mich auf den Heimweg mache.
Ich wünsche allen solche Oasen am Wegrand- eine verwunschene Villa, ein schattiger Garten, eine kleine Brücke,..!
Kommentar schreiben